Endlich Wochenende. Ich möchte mich von der Arbeit erholen, und ein paar Tage mit dem Zug verreisen. Gut gelaunt packe ich meine Reisetasche und studiere schon mal den Zugfahrplan. Plötzlich überfällt mich der Gedanke, wann ich denn meine nächste Zigarette rauchen kann. In der heutigen Zeit herrscht Rauchverbot im Taxi, auf dem Bahnhof, und mittlerweile auch in den Zügen. Fast kommt Panik bei mir auf. Statt mich auf das schöne Wochenende zu freuen, quält mich mal wieder meine Nikoninsucht.
Fluppe, Ziggi, Glimmstängel, Sargnagel, Kippe, Nikotinstäbchen, Zichte. Alles Synonyme für etwas, was sowohl Genuss als auch Leiden schafft. Der Begriff Sargnagel trifft den Nagel auf den Kopf wenn man bedenkt, was alles in einer Zigarette steckt. Etwa 3800 verschiedene Stoffe finden wir im Tabakrauch, und davon sind ungefähr 40 krebserregend. Sogar radioaktive Stoffe sind in einer Zigarette enthalten. Erstaunlich, nicht wahr?
Einige Stoffe – erwähnt sei hier das Acetaldehyd – erhöhen sogar die Suchtwirkung um das Doppelte.
Stopp das Rauchen
Wer die Ausstellung „Körperwelten“ kennt, weiß was unter dem Begriff der Raucherlunge zu verstehen ist. Bei einem täglichen Konsum von etwa 20 Zigaretten hat ein Raucher nach einem Jahr eine Tasse voll Teer in der Lunge. Eine beunruhigende Vorstellung.
Wir wollen hier nicht allzu viel über die Gefahren des Rauchens schreiben, denn Winston Churchil sagte einmal sehr treffend: “Ein leidenschaftlicher Raucher, der immer von der Gefahr des Rauchens liest, hört in den meisten Fällen auf – zu lesen!”
Bei vielen Jugendlichen ist es zur Zeit “trendy” in einer gemütlichen Sitzung eine Wasserpfeife (Shisha) zu rauchen. Wer allerdings denkt das sei eine harmlose Alternative zum Zigaretten rauchen, irrt gewaltig. Sowohl die gesundheitsschädlichen als auch die süchtigmachenden Substanzen sind im Rauch der Wasserpfeife zu finden. Bei so einer gemütlichen Sitzung wird laut WHO so viel Rauch wie von 100 Zigaretten inhaliert.
Was geht bei einem Raucher im Kopf vor?
Während des Rauchens passiert im Gehirn einiges, und zwar ganz schnell. Das Nikotin gelangt gebunden an Teerteilchen mit dem inhalierten Rauch in die Lunge. Während der Teer in der Lunge verbleibt, gehen die Nikotin-Moleküle weiter ins Blut und von da aus in Richtung Gehirn. Ganze sieben Sekunden sind bis zum Erreichen des Gehirns vergangen. Nikotin-Moleküle suchen sich bestimmte Andockstellen (Rezeptoren). Hier passen sie wie ein Schlüssel in ein Schloss, und bewirken die Freisetzung des Botenstoffes Dopamin, ein Stoff, der Teil unseres eigenen Belohnungssystems ist. Es entsteht ein Glücksgefühl, und dieses Gefühl möchten wir möglichst oft wiederholen.
Dass es überhaupt zur Sucht kommt, hängt mit diesem Glücksgefühl zusammen. Alle Suchtmittel aktivieren das Belohnungssystem im Gehirn. Dieses überlebenswichtige System verbindet Dinge wie Essen, Trinken, Sex, soziale Bindungen mit einem Lustgefühl. Drogen schaffen das leider auch. Nikotin ist übrigens eine der am schnellsten süchtig machende Droge. Im Verlauf der Sucht nimmt die Anzahl der Andockstellen im Gehirn zu, gleichzeitig werden sie aber unempfindlicher. In der Folge brauchen wir mehr Nikotin um alle Andockstellen zu besetzen, damit möglichst viel Dopamin produziert wird. Immer wieder möchten wir dieses Glücksgefühl. Es scheint so, als ob die Sucht in unser Gehirn einprogrammiert wäre, und es ist gar nicht so einfach, dieses Programm wieder zu löschen.
Rauchstopp lohnt sich immer!
Was passiert in meinem Körper, wenn ich mir das Rauchen abgewöhne?
Nikotin macht sowohl körperlich als auch psychisch abhängig. Daher können auch körperliche Beschwerden auftreten, wenn die vielen Rezeptoren im Gehirn wie hungrige Mäuler auf Nikotinnahrung warten und wir sie verhungern lassen. Da Sucht bei verschiedenen Menschen auch verschieden ausgeprägt ist, kann der eine vorübergehend starke Beschwerden haben, während der andere wenig merkt.
Folgende Beschwerden können auftreten:
- Angst / Unruhe
- Schlechte Laune / Reizbarkeit
- Konzentrationsstörungen
- Kopfschmerzen
- Gier nach Zigaretten
Während die körperlichen Symptome recht schnell wieder abklingen, ist unsere Psyche schwerer zu besiegen. Meist ist es eine ganz bestimmte Zigarette, auf die man besonders ungern verzichtet. Das kann die erste Zigarette am Morgen sein, die nach dem Essen, nach dem Sex, oder auch die in einer geselligen Runde. Für die meisten ist es auch schwer, andere rauchen zu sehen und etwas von dem Rauch abzubekommen. Da hilft dann leider nur die Vermeidungsstrategie.
Rauchstopp lohnt sich immer
Die meisten Medikamente zur Raucherentwöhnung enthalten genau den Suchtstoff, von dem Sie entwöhnen wollen: Das Nikotin. Dafür enthalten sie keine anderen schädlichen Begleitsubstanzen wie Teer, Blausäure, Benzol, Kohlenwasserstoffe und viele andere die wir mit jeder Zigarette aufnehmen.
Hilfen für ein rauchfreies Leben bei starker körperlicher Abhängigkeit
Nikotinpflaster
Die Pflaster gibt es in verschiedenen Wirkstärken. Sie richtet sich nach dem jeweiligen Rauchverhalten. Ein Raucher, der mehr als 20 Zigaretten täglich über Jahre geraucht hat, sollte immer mit dem stärksten Pflaster beginnen. Nur so bekommt er seine Entzugssymptome in den Griff und kann sich darauf konzentrieren, die psychische Abhängigkeit zu bekämpfen. Dann wird allmählich herunterdosiert. Diese Methode ist eine absolute STOPP-Methode. Sobald das erste Pflaster klebt, darf nicht mehr geraucht werden. Sonst bekommt man zu viel Nikotin ab. Deshalb eignen sich die Pflaster auch nicht dazu, auf Langstreckenflügen das Rauchverlangen zu mildern. Schließlich rauchen die meisten Raucher sofort nach der Ankunft die heiß ersehnte Zigarette.
Nikotinkaugummis
Die Kaugummis sind hervorragend geeignet für diejenigen Personen, die nicht abrupt mit dem Rauchen aufhören wollen sondern langsam abdosieren möchten. Da es die Kaugummis jetzt auch mit 4 Milligramm Nikotin gibt, können auch starke Raucher (mehr als 20 Zigaretten) ihr Verlangen stillen. Für Personen mit einem unregelmäßigen Rauchverhalten reichen Kaugummis mit 2 Milligramm Wirkstoff. So lässt sich die ein oder andere Zigarette ersetzen, die man seinen Kollegen nicht vorrauchen will oder darf.
Sie können sogar wählen, ob der Kaugummi nach Früchten oder Pfefferminz schmecken soll. Es gibt auch die Geschmacksrichtungen „freshmint“ und „classic“.
Achtung! Die richtige Kautechnik ist entscheidend: Die Kaugummis müssen langsam gekaut werden, bis ein pfeffriger Geschmack entsteht. Ist der Geschmack da, wird der Kaugummi in der Backentasche geparkt, bis der Geschmack wieder nachläßt. Dann wird wieder gekaut. Diese Prozedur wird dreißig Minuten durchgeführt. Danach darf dreißig Minuten nicht geraucht werden. Die Höchstdosis liegt bei sechzehn Kaugummis pro Tag.
Nikotinlutschtabletten
Diese Variante ist einfach und diskret. Wie bei den Kaugummis wird das Nikotin über die Mundschleimhaut aufgenommen. Die Tabletten werden unter die Zunge gelegt, das lästige Kauritual entfällt. Nach zwanzig bis dreißig Minuten hat sich die Tablette aufgelöst. Sie kann aber auch früher herausgenommen werden. Auch hier ist eine Anwendung pro Stunde erlaubt.
Wie bei allen Medikamenten gibt es auch bei den Nikotinpräparaten Erkrankungen, bei denen sie nicht eingesetzt werden sollten.
Dazu gehören:
- Ein frischer Herzinfarkt
- Schwere Herzrhythmusstörungen
- Ein vor kurzem aufgetretener Schlaganfall
- Andere Gefäß- und Hauterkrankungen
- Schilddrüsenerkrankungen
- Insulinpflichtiger Diabetes
- Magen-Darm-Geschwüre
Sollten solche Risikoerkrankungen bestehen, muss auf jeden Fall der behandelnde Arzt mit einbezogen werden. Dass man bei solchen Erkrankungen sowieso nicht rauchen sollte, versteht sich von selbst.
Rauchfreies Leben
Nikotinfreie Methoden zur Raucherentwöhnung
Bupropion
wurde ursprünglich als Antidepressivum eingesetzt. Durch Zufall fand man heraus, dass die Personen, die dieses Mittel unter Aufsicht eingenommen haben, die Lust am Rauchen verloren.
Was macht Bupropion?
Bupropion hält die Konzentration von Dopamin im Gehirn wird konstant. Somit kommt es zu keinen Entzugssymptomen. Das Mittel besetzt nicht die gleichen Rezeptoren wie das Nikotin, daher ist keine suchtauslösende Wirkung da. Leider hat Bupropion gravierende Nebenwirkungen und wird deshalb nicht mehr oft eingesetzt. Bupropion ist verschreibungspflichtig.
Vareniclin
Eine recht neue Tablette, deren Wirkstoff an den gleichen Bindungsstellen andockt wie die Nikotin-Moleküle. Es wird ebenfalls Dopamin freigesetzt, aber nicht so viel wie bei Nikotin. Da unser Belohnungssystem also nicht ganz ausgeschaltet wird, werden die Entzugssymptome gemildert. Noch etwas passiert durch den Wirkstoff Vareniclin: Wird eine Zigarette geraucht, bleiben die positiven Gefühle aus, weil Vareniclin die Nikotin-Moleküle nicht an die Bindungsstellen heranlässt.
Die Therapie dauert etwa drei Monate. Ein bis zwei Wochen nach Beginn der Therapie soll der Patient das Rauchen aufgeben. Vareniclin ist ebenfalls verschreibungspflichtig.
Homöopathie
Eine Möglichkeit, den Schmacht nach Zigaretten mit homöopathischen Mitteln zu besiegen, ist Tabaccum LM 6 von Arcana.
Akupunktur
Kleine Nadeln, die an bestimmte Punkte ins Ohr gesetzt werden. Diese Methode erfordert in der Regel etwa zehn „Sitzungen“ bei einem erfahrenen Akupunkteur. Leider wird von den Kosten, die in jedem Fall über 100 Euro liegen, nichts von der Krankenkasse erstattet.
Für welche Methode Sie sich auch entscheiden: Ohne einen festen Willen läuft gar nichts. Kein Raucher wird aufhören, um jemandem einen Gefallen zu tun, oder weil der Arzt es empfiehlt. Machen Sich sich klar, dass Sie das für Sich tun. Sie sparen das Geld, Sie leben gesünder, Sie sind kein Sklave Ihrer Zigaretten mehr.
Damit Sie nicht denken, nach jahrelanger Raucherei ist eh nichts mehr zu retten:
- Nach zwanzig Minuten normalisieren sich Körpertemperatur, Puls und Blutdruck.
- Nach vierundzwanzig Stunden fühlt man sich fitter, weil der Kohlenstoffdioxid-Gehalt sinkt und im Blut wieder mehr Sauerstoff ist.
- Nach ein bis zwei Tagen ist das Nikotin aus dem Körper verschwunden. Geruchs- und Geschmackssinn kommen wieder.
- Nach einer Woche fällt das Atmen deutlich leichter.
- Nach drei bis neun Monaten geht der Raucherhusten zurück. Das Immunsystem wird gestärkt, die Lungenfunktion wird besser.
- Nach ein bis zwei Jahren geht das Herzinfarktrisiko auf die Hälfte zurück.
- Nach zehn Jahren ist das Lungenkrebsrisiko halbiert.
- Nach fünfzehn Jahren gleicht das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko dem eines Nichtrauchers.
Das sind doch gute Aussichten, oder? Auch wenn es mit der Disziplin mal hapern sollte, das ist auch kein Beinbruch. Hauptsache man bleibt am Ball.
Allerdings sollte man sich nie der Illusion hingeben, dass eine Zigarette nichts ausmacht, nach dem Motto „eine ist keine“. Unterschätzen Sie nicht das Suchtgedächnis. Es ist da, und es ist stark. Seien Sie stärker!
Wir unterstützen Sie gerne. Sprechen Sie uns an.